Monatsarchiv: Februar 2018

HEEEELLAAAUU!!!

Lustig , dass alle Bolivianer wissen, was man in Deutschland an Fasching grüßt…

Oooooder sie halten mich für eine Touristin und wollen mich mit einem „Hello“ beeindrucken. Dass sie mich damit meistens eher verwirren, verstehen sie nicht.
Ich mein, wenn ich sie auf Spanisch etwas frag, und die Antwort auf Englisch erfolgt, dann versagt irgendetwas in meinem Hirn und ich brauch erstmal ein paar Sekunden um die Antwort umzusetzen.
Ob sie damit zeigen wollen, dass sie ein bisschen Englisch können, oder uns einfach für unfähig halten, Spanisch zu sprechen, bleibt unklar.

Ach ja mein Spanisch, ihr fragt euch sicher, wie es dem mittlerweile geht, da ich ja ohne große Kenntnisse hierhergekommen bin.
Eigentlich erstaunlich gut!! Ich habe zwar immer noch recht wenig Ahnung von der Grammatik und fange erst langsam an, auch mal sowas wie einen Konjunktiv in meine Sätze einzubauen, aber verstehen tun mich die Leute in der Regel schon, und ich sie auch. 😀 ( Von Wortschatzproblemen einmal abgesehen)
Auch kann ich mittlerweile spanische Filme ganz gut verstehen und bin eifrig am spanische Bücher lesen :D.
Die Harry Potter Bände hab ich fest vor, dieses Jahr noch durchzukriegen. Nummer 4 hab ich gerade durch.
Ich hoffe, ich kann diese Kenntnisse auch nach meinem Jahr wenigstens halbwegs beibehalten, da diese Sprache ja doch von wahnsinnig vielen Menschen gesprochen wird.
Was dabei eindeutig hilft ist, wie billig du hier Filme kaufen kannst 😀 Natürlich Legal und so „HUSTHUST“
Mit verschiedenen Dialekten aus den unterschiedlichen Ländern tu ich mir allerdings noch schwer, da in Bolivien ein erstaunlich klares Spanisch gesprochen wird.

Zurück zum Fasching !!!

Wer in Bolivien Freiwilligendienst macht, dem wird gesagt, er muss zum Fasching nach Oruro, das ist schon fast Pflicht.
Der Karneval dort, ein religiöses Fest zu Ehren der der „Virgen del Socavon“ ( Maria der Bergwerkstollen), gehört seit 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Ritter,Teufel oder doch nur bunte Vögel??

Ob unter den Masken Kinder oder Erwachsene steckten, kann ich bis heute nicht sagen

So einen Sonnenschutz, hätten wir teilweise auch gebraucht… 🙂

Die meisten Bolivianer nehmen mindestens einmal in ihrem Leben am Karneval Teil.
Wer dreimal in Folge teilgenommen hat, darf Maria um etwas bitten.
Teilnehmen bedeutet beim Umzug in einer der vielen Gruppen mitzutanzen.
Und dieser Umzug kann sich sehen lassen, am Samstag um sieben oder acht Uhr morgens mit der Maria begonnen, endet er normalerweise nicht vor fünf oder sechs Uhr morgens, nur um um acht Uhr von neuem mit dem Sonntagsumzug zu beginnen.

Tabea und ich, die spontan beschlossen hatten hinzufahren, kamen am Samstag gegen zehn Uhr morgens an und fuhren Sonntags um fünf Uhr morgens mangels Schlafplatz wieder heim.
Sich 18 Stunden lang eine Parade anzusehen reicht ja auch erstmal xD
Aber diese Parade war einfach unglaublich, so viele Tanzgruppen, so viele Blaskapellen ( Wie Tabea nachts mal n Stündchen neben mir schlafen konnte, ist mir weiterhin unverständlich, während die Trompeten und Trommeln vorbeimarschierten und einen Heidenlärm veranstalteten.
Aber Wunder soll’s ja geben.)

Ich hielt mich mit Kaffee und Coca wach, um auch ja nichts zu verpassen, außerdem erschien es mir wenig ratsam, dass beide einschlafen.
Nachdem wir nachts noch das Glück hatten, eine Freundin zu treffen, die aufgrund von Projektproblemen nach El Alto umgezogen ist, und wir sie deswegen vermutlich nicht mehr so häufig sehen werden, machten wir uns gegen 4 Uhr morgens wieder auf zum Busterminal ( Und ja, es wurde immer noch getanzt), um im Bus angekommen endlich ein bisschen Schlaf zu finden, obwohl es saumäßig kalt war.

in der Rockkürze können sich selbst unsere Gardemädels noch was abschauen ( Carporalis)

 

Wenn der Mascara mal wieder verläuft… (Keine Sorge das ist eine Maske xD)

PS: Da ich kaum glaube , dass von den Geschehnissen in Bolivien viel nach Deutschland gelangt, ein kurzer Abriss:
Bei mir in Cochabamba gibt es gerade aufgrund des starken Regens heftige Überschwemmungen in mehreren Stadtteilen.
Keine Sorge, für unseren Stadtteil besteht keine Gefahr, allerdings betrifft es uns natürlich trotzdem.
Es gibt durch Schlammlawinen, die durch die Straßen ziehen mittlerweile schon mehrere Vermisste und Tote und viele Familien haben durch den Verlust ihres Hauses fast alles verloren.
Um Solidarität zu zeigen, wurde unter anderem der Karnevalskorso, der am Samstag hätte stattfinden sollen, verschoben und mehrere der auftretenden Tanzgruppen haben stattdessen ihre Unterstützung zugesagt.

Auch kam es am Karnevalssamstag in Oruro zur Explosion einer Gaskaraffe, was mind. 8 Menschen tötete, darunter mehrere Kinder.
Am Dienstag danach gab es eine erneute Explosion in Oruro mit mehreren Toten, diesmal ein Anschlag, verübt durch mehr als 3 Kilogramm Dynamit.

Ob die erste Explosion auch vorsätzlich war, wird derzeit ermittelt.

Um den Eintrag mit etwas Positivem abzuschließen : Ich habe kürzlich beschlossen Tinku zu erlernen und werde vermutlich in die Fraternidad „Tinkus San Simon“ eintreten.
Einmal war ich schon beim Proben und bin gespannt , wie sich das noch entwickelt.
Bilder etc. werden natürlich zu gegebener Zeit folgen. 😀

Sprühschaum führte zu wilden Straßenschlachten…

…Nicht nur bei den Kindern… xD

 

Potosi und Sucre – von Plata, Tios und Koprolith

Könnt ihr euch vorstellen, dass zu Bolivien, eines der ärmsten Länder Südamerikas, mal die reichste Stadt der Welt gehört hat??

Dass man mit dem Silber, das dort gefunden wurde, eine Brücke nach Europa hätte bilden können?

Dass Münzen, die dort geprägt wurden, auf der ganzen Welt als Zahlungsmittel galten?

Wenn Nein, dann geht es euch genauso wie mir, bevor ich Potosí besuchte…

Potosí, eine der höchstgelegenen Städte der Welt, zählt heutzutage um die 175.000 Einwohner und wird heute wie damals vom „Cerro Rico“ überragt ( der reiche Berg),

in diesem wurde schon zu Zeiten der Inkas Silber gefördert.

Mariengemälde aus Potosi. Die Kegelform verdankt sie dem Cerro Rico sowie ihrer Verschmlezung mit der Patcha Mama.

Die Legende besagt, dass ein Schäfer sein Lama verlor, es an diesem Berg wieder fand zusammen mit dem Silber.

Mittlerweile sind die Silbervorräte im Berg erschöpft. Logisch wenn die den schon seit so langer Zeit durchgraben.

Fast ein Wunder, dass er immer noch in der selben Pracht erstrahlt.

Andere Mineralien werden allerdings immer noch gefördert.

Wenn auch längst nicht so ertragreich wie früher.

Doch die Leute in Potosí haben wenig Ausweichmöglichkeiten eine andere Arbeit zu finden, denn es gibt nicht viele, nicht zuletzt auch deswegen, da trotz der Bitte der Bewohner an den Präsidenten es dort so gut wie keine produzierenden Fabriken gibt.

Eine vorhandene Ausweichmöglichkeiten ist der Tourismus und die damit verbundenen Minentouren.

Die konnten wir natürlich nicht auslassen und sind mit 2 Führern und einer Gruppe Argentinier sowie Spanierinnen hinabgestiegen in eine noch aktive Mine und damit in das Reich des Tios (normalerweise Onkel, Kumpel in diesem Zusammenhang TEUFEL Muhahaha) hinabgestiegen.

Ausgestattet mit Coca und Refresco als Gabe an den Tio sowie an die Minenarbeiter, die uns auf unserem Weg begegnet sind, ging es kreuz und quer, stehend,bückend, kriechend durch die Mine, immer in dem Bewusstsein, wie viel Stein auf uns lastet und wie viele Gänge den Cerro Rico durchziehen, von denen keiner mehr weiß, dass sie existieren, weshalb öfters mal Gänge durchbrechen….

Der Tio ist so etwas wie der Schutzgeist der Arbeiter, im ganzen Berg gibt es Statuen von ihm, an dem sie Gaben spenden und für eine gesunde Heimkehr ans Tageslicht bitten können.

Je nachdem für was du bittest, gießt du den Alkohol als Gabe auf unterschiedliche Stellen des Körpers.

Im Casa de la Moneda wurden vor mehreren Jahrhunderten die ersten Silbermünzen geprägt und erzählt heute von der einst blutigen Geschichte der Förderung und Verwertung des Silbers

Übrigens ist Potosí auch die einzige Stadt der Welt, in der Dynamit frei verkäuflich ist. In der Marktstraße der Minenarbeiter findest du von Dynamit und Zündschnüren über Coca und 96%Alkohol zum konsumieren alles was ein Minenarbeiter begehrt.

Da fällt mir auf, ich habe ja noch gar nicht von den Reiseschwierigkeiten erzählt, die wir zum wiederholten Male hatten. Diesmal wars so :

Du döst in deinem Bus gemütlich vor dich hin und wartest darauf, dass er am Terminal ankommt. Plötzlich bleibt er mitten auf der Straße stehen und die Leute fangen an, mehr oder weniger genervt, ihre Sachen zu packen und auszusteigen.

Du willst natürlich nicht zurückbleiben und erfragst draußen, was los ist.

Bloqueo ist los, das bedeutet, die Straße ist von Bolivianern versperrt, die dort auf ihren Klappstühlen sitzen, Tee trinken und halbherzig Parolen rufen.

Als Aufruf an die Regierung etwas zu ändern, gibt es Bloqueos immer wieder in Bolivien, sie sind für uns schon fast zur Normalität geworden.

In diesem Falle hieß das, dass wir den restlichen Weg in die Stadt reinlaufen mussten ( wir waren zum Glück schon am Stadtrand), während uns die Klappstuhlbolivianer zwar auslachten, aber uns dennoch den schnellsten Weg verrieten. (Bei Klappstuhlbolivianer muss ich immer gleich an „Schuh des Manitu“ denken Hach)

Wir waren aber immer noch besser dran als der Typ, der vor uns eine Matratze durch die Gegend schleppen musste…

Ohne sowas würde es hier ja schon fast langweilig werden…

 

 

SUCRE

 

offizielle Hauptstadt Boliviens, obwohl der Regierungssitz in La Paz liegt, wird auch „la ciudad blanca“ (weiße Stadt) genannt.

Seit wir dort gewesen sind, kann ich diesen Namen absolut nachvollziehen. Gefühlt jedes Gebäude in der Innenstadt ist weiß angepinselt und zu großen Teilen im Kolonialstil erbaut.

Wenn man durch diese Stadt läuft, hat man nicht mehr das Gefühl in Bolivien zu sein, sondern fühlt sich mehr an eine mediterrane Innenstadt erinnert.

Unweit entfernt reist du nicht nur in die Kolonialzeit zurück, sondern gleich noch mal ein paar Millionenjahre mehr in die Zeit, als nicht die Blauwale, sondern die Dinosaurier die größten Tiere der Erde darstellten.

Beziehungsweise, du reist zu ihren Spuren.

Reise in den Himmel

Das Ufer eines ehemaligen Sees, heute in einem Winkel von nahezu 90 Grad zum Erdboden, konservierte über die Jahre und trotz der Plattenverschiebungen, die diesen 90-Grad-Winkel zu Folge haben, mehr als 10 000 Spuren von durstigen Dinos verschiedener Arten.

Wir erfuhren in einer englischsprachigen Tour ( in der Spanischen waren uns zu viele Menschen, die Entscheidung war 70:12) noch einiges mehr über die Entstehung mit Hilfe von Spielzeugdinos.

Außerdem kamen wir danach auf die wichtigen Fragen des Lebens zu sprechen: Wie kackten eigentlich Dinosaurier? Wer mehr darüber erfahren will, hier ein kurzer Wikipedia Eintrag zu versteinerten Exkrementen : https://de.wikipedia.org/wiki/Koprolith

Auf dem Hauptplatz trieben sich, da Ferien waren, immer wahnsinnig viele Schuhputzerkinder rum, sodass sie mich doch einmal durch ihre Hartnäckigeit davon überzeugen konnte, mir die Schuhe von ihnen putzen zu lassen, was in einem sehr witzigen Wettkampf zweier Jungs endete, wer den Schuh mehr zum glänzen brachte 😀

Abends geht es dann mit Musik und einer Breakdancegruppe los, die auch die Kleinsten miteinbezieht.

Ich war gebannt von einem etwa 3 jährigen Kind, das in „coolem Hip Hop Outfit“ die Schritte, die sein Vater im vortanzte erstaunlich gut nachmachte und mit Begeisterung eigene Versuche unternahm.

Dem steht noch Großes bevor…

Von dem höchsten kommerziell beschiffbarem See zur größten Salzwüste der Welt

Copacabana-Lago Titicaca

Von La Paz ging unsere Reise mit einigen Startschwierigkeiten weiter ins 4 Stunden entfernte Copacabana, dem berühmtesten Wallfahrtsort Boliviens und ein „Muss“ für jeden, der Bolivien bereist.
Wie gut sie ihn dann tatsächlich finden, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Strahlendes Wetter auf der Isla del Sol

Ich fand es auf jeden Fall wunderschön.

Der Titicacasee strahlt vor einer Bergkulisse in einem schönen, tiefen Blau, während du auf den „Islas Flotantes“ sitzt und dir eine Forelle frisch aus dem Becken gefangen und zubereitet wird.

Aber aufpassen, dass du dich nicht zu lange in der Umgebung rumtreibst, sonst fährt dein Boot ohne dich ab. Ratet mal woher ich das weiß…

Rahel, Lina und Clara haben inständig versucht, den Fahrer zu bequatschen und noch zu warten oder uns am anderen Steg abzuholen, aber keine Chance.

Da schwimmen keine Option war, mussten wir uns wohl oder übel eine neue Überfahrt suchen und die anderen sich wohl oder übel ein Eis kaufen, während sie auf uns gewartet haben.

An einem Abend gab es ein riesiges Fest zum Wechsel der Ernte oder so – ich habe es leider trotz mehrmaligem Nachfragen nicht kapiert – an dem auf dem Hauptplatz alle Bewohner zusammen kamen um zu feiern und zu tanzen.

Hach wie schön war es zu sehen, wie selbst die alten Damen kicherten und rumwirbelten wie kleine Mädchen.

Wallfahrtskirche Copacabana

UYUNI.

Wie üblich mit einigen Reiseschwierigkeiten, diesmal verursacht durch das Wüstenrennen „Dakar“, gelangten wir schlussendlich doch noch zum geplanten Zeitpunkt nach Uyuni, sogar jeder auf seinem eigenen Sitz!!!

Von dort aus ging es dann ein paar Stunden später mit Fahrer und eigener „Cocinera“ ( Köchin) los.

Im Jeep brachen wir zu einer dreitägigen Wüstentour durch den Nationalpark Uyuni und natürlich über den weltberühmten „Salar de Uyuni“, der größten Salzwüste der Welt, auf.

Auf dem Weg begegneten uns viele ungewöhnliche Dinge, wie Steine, die zu Bäumen geformt sind, Tiere, die unaussprechliche Namen haben, oder Lagunen, die je nach Sonnenstand die Farbe wechseln.

Was meinst du mit „ich hab da was an den Ohren!“ ?? Was denn??

Auch sahen wir unseren ersten bolivianischen Schnee und konnten in heißen Quellen mit Sicht auf die Berge baden.

So lässt sichs leben!!!

Unser Fahrer fuhr sehr sicher und gelassen , sodass wir uns zu keinem Zeitpunkt in Gefahr fühlten, wenn die Straße mal wieder nicht vorhanden oder nur als Spur auf einer Düne erkenntlich war.

Umso froher waren wir um ihn, als wir am zweiten Tag, nachdem wir uns um vier Uhr morgens aus dem Bett gequält hatten, in der Eiseskälte der Morgendämmerung einem Auto begegneten, dem ein Rad abgefallen war, nur um mehrere Stunden später demselben Auto wieder zu begegnen, diesmal von der Straße abgekommen in einem Moosbett. Die Insassen, die mit dem Auto anscheinend kurz vor dem Überschlag gewesen sind ( Zwischeninfo, in Bolivien sind Sicherheitsgurte zwar teilweise vorhanden, werden jedoch selten benutzt…), weigerten sich darauf hin natürlich, wieder in das Auto, das zwar noch fahrtüchtig war, aber komisch klang, einzusteigen.

Am Vortag hatten sie anscheinend einen betrunkenen Fahrer, der nach Beschwerden ausgetauscht wurde. Und dann zwei Unfälle an einem Tag…

Was für eine Horrortour und was für eine schludrige Agentur…

Am dritten Tag ging es dann auf den Salar hinaus.

Ein ehemaliges Binnenmeer, das vor Jahrmillionen austrocknete hinterließ diese riesige Salzfläche, die Anlass für Unmengen an Illusionen und Spiegelbildern gibt.

Keine Sorge, die zwei leben noch

Mittagessen mit Stil

Die Erklärung unseres Fahrers als wir in nach der Entstehung gefragt haben war, dass zwei Berge in der Umgebung, deren Name ich leider nicht mehr weiß, sich ineinander verliebt haben und ein Kind bekommen haben ( ein kleinerer Berg neben PapaBerg)

Da die Mutter aber zu weit entfernt steht, um das Kind ernähren zu können, ließ sie ihre Milch in das Tal laufen, damit diese den Jungen erreichen und ihn versorgen kann.

Eine sehr schöne Geschichte und ein gutes Beispiel, wie die Ureinwohner sich für sie nicht verständliche Phänomenen erklärten. 🙂

Laguna Colorada

Was zum Teufel ist das??

Schwefelquellen, damit auch Teufel baden können 🙂

Da Rahel uns leider schon früher verlassen musste, bastelten wir sie uns aus Teepapier nach 🙂

Von Lamaföten und verrücktem Wetter…

UUUUnd ich bin wieder da !!!

Meine Güte hat das gedauert.

Mehr als einen Monat ist das jetzt her, seit ich mein kuscheliges Heim in Cochabamba verlassen habe um ein bisschen mehr von Bolivien zu erkunden.

Und ich kann sagen, das Land hat es geschafft, meine Erwartungen bei Weitem zu übertreffen.

Ich glaub so viel Diversität an Natur, Klima, Landschaft und Kultur findest du selten in einem Land.

Was das Packen nicht gerade erleichtert hat…

Ich mein, wie kriegst du in einen kleinen Backpackrucksack, der sich durch die Handgepäckskontrolle schmuggeln konnte, Kleidung für Temperaturen zwischen ca.-5C. bis 35C. rein, bei Höhenunterschieden von über 4000 Metern?

Von Andenpullis, Bergwerkslampen und der Unfähigkeit,den Horizont auszumachen bis zu tropischer Schwüle und versteckten Badelagunen ist einem alles begegnet.

Aber ich greife schon wieder viel zu weit vor…

LA PAZ

Begegnung so vieler Welten.

Wusstet ihr, dass Waden Sexy sind?

Wusstet ihr, dass die Tiwanakus vor mehr als 1000 Jahren die ersten Kraneotomien durchgeführt haben?

Wusstet ihr, dass man Kerzen kaufen kann, um jemandem eine Geschlechtskrankheit zu wünschen?

Wusstet ihr, dass Schuhputzer in La Paz unter schwerer Diskrimierung leiden und deshalb Skimasken tragen?

Wusstet ihr, dass die Bolivianer einmal ihren Regierungspalast gestürmt haben und den Präsidenten am Balkon aufgehängt haben?

Das sind ein paar der vielen Informationen, die in den 1 ½ Wochen, die ich in La Paz verbringen durfte, auf mich eingestürmt sind.

Die Stadt hat eine Kulisse wie ich sonst keine kenne.

Eingebettet in einem kleinen Bergkessel schiebt sie sich die Hänge hoch, bis sie auf dem absolut flachen Altiplano in El Alto übergeht.

Wer nachts mit der Roten Seilbahn hochfährt, dem bietet sich eine Kulisse an leuchtenden und blinkenden Lichtern in einer Perspektive, die dir sonst selten geboten wird.

Den eiskalten Wind nicht zu vergessen. Genauso wie das Auto, das seit Jahren zwischen 2 Felsen hängt und den Menschen Rätsel aufgibt wie: „Wurden die Menschen, die dort abgestürzt sind, je geborgen?“

Auf einer Stadtführung wurden wir manchmal leicht überspitzt in einige Besonderheiten der Aymarakultur eingeführt, der vorherrschenden indigenen Gruppe in La Paz.

Die typische Tracht der „Cholitas“ besteht aus einem knöchellangen bunten Rock, aufgebauscht mit Unmengen an Unterröcken, um die Hüften breiter wirken zu lassen, einer Bluse und einem Hut, einem Melonenhut ähnlich.

Wenn ihnen früher ein Mann gefiel, dann schoben sie ihren Rock etwas hoch um ihm Einblick zu geben auf ihre Waden.

Waren diese muskulös, stand das dafür, dass sie starke, durchhaltefähige Frauen sind, die den ganzen Tag die unzählbaren Berge in La Paz erklimmen können und galten damit als attraktiv.

Früher verschmäht und von Diskrimierung geprägt gilt heutzutage die „Cholita Mode“ wieder als sehr angesehen und würdig, sodass du sie an jeder Ecke findest.

Mit Cholita Hut und Andenpulli fühlt man sich gleich viel Bolivianischer 🙂

Der Hexenmarkt, für den La Paz berühmt ist, entpuppte sich eher als ein absoluter Tourihimmel, in dem du Coca heillos überteuert und ansonsten alles in den typischen Andenmustern bekommst.

Wer aber genauer hinschaut findet neben den Lamaföten, die an jedem Stand hängen, noch andere Schätze, die von dem Hexenkult der Anden zeugen. Lamaföten werden hier in der traditionellen Kultur vergraben, wenn du ein Haus bauen willst.
Von Pulvern, die deinen Liebsten an dich binden, Krebs heilen sollen oder dir einfach nur Kraft und Fülle im Leben schenken sollen, über Kerzen, die deine Exfreundin verwünschen sollen oder euch ewiges Glück schenken, lässt sich eigentlich alles finden.

Wie viel davon heutzutage nur für Touris dasteht und wie viel tatsächlich noch von Bolivianern genutzt wird, lässt sich nicht bestimmen.

Man kann sich aber sicher sein, dass der Glaube an übernatürliche Begebenheiten, sowie an die „Paccha Mama“ in La Paz vermutlich noch sehr viel tiefer geht als in manch anderen Regionen.
So konnte ich in der Nähe des Friedhofs mehrfach längere Schlangen vor dem Kabuff des besten Magiers der Stadt bemerken.

Hexenmarkt!!!

Da ich zwischen dem Besuch von Elias, einem Freund aus Deutschland, der auf seiner Backpacktour bei mir vorbeischneite und Weihnachten mit uns verbrachte, und der Ankunft meiner Mitfreiwilligen mehrere Tage in La Paz Zeit hatte, unternahm ich viel mit Pedro, einem Freund aus Cochabamba, der gerade seine Familie in La Paz besuchte.

Diese zeigte mal wieder auf ihre herzliche, offene, schöne Weise, was Gastfreundschaft in Bolivien bedeutet 😀

Sodass ich sie in meiner Zeit in La Paz mehrfach gerne besuchte.

Dass beide Teile der Familie ein Restaurant besitzen, tut dabei natürlich gar nichts zur Sache „husthust“.

Ich werde auf jeden Fall bei ihnen vorbeischauen, wenn ich wieder mal in La Paz bin.

Dorffest in einem kleinen Dorf in der Nähe von La Paz, dem wir durch Zufall beiwohnen durften. Hier zu sehen „Reise nach Jerusalem“

Damit ihr das Wetter in La Paz ein bisschen besser verstehen könnt, oder vermutlich noch mehr verwirrt seid; ein Tag, den wir so erlebt hatten:

Am 6. Januar morgens kamen die anderen in La Paz an (die anderen, das heißt Clara & Rahel, sowie Klara, Angelika und Lina, drei Freiwillige vom BDKJ Würzburg, die in Santa Cruz eingesetzt sind).

Noch geprägt von der kalten Nachtfahrt gehen wir ein paar Stunden später dick eingepackt los, um uns die Stadt und das „Valle de la Luna“ anzuschauen, eine wunderschöne Felslandschaft eine halbe Stunde von La Paz entfernt.

Im „Valle de la Luna“ erreichte uns dann die absolut glühende Mittagshitze mit Sonnenstichgefahr. Wir natürlich alle nicht eingecremt deckten uns mit Tüchern zu, um nicht verbrannt zu werden und haben das Gefühl, urplötzlich in der Sahara zu sein.

Auf dem Rückweg kam es dann zum absoluten Wolkenbruch, sodass wir klatschnass und klamm im Hostel ankamen.

Abends ging es hoch nach El Alto um die Aussicht zu genießen, wo uns gefühlte Minusgrade erwarteten. Alles in allem also sämtliche Jahreszeiten an einem Tag erfahren.
Wozu braucht man da noch Sommer und Winter.

Valle de la Luna mit Musikunterlegung durch einen Panflötespieler 😀

Dass der da auch ja net danebentritt!!

In Tiwanaku , einer prähistorischen Ruine auf über 4000 Metern Höhe findet man die Spuren einer längst vergangenen Kultur, die erst nach ihrem Untergang Platz für die Inkas machte.

Die Herrscherrasse dieser Stadt spalteten sich von dem Rest der Menschen ab, in dem sie sich als Sonnenmenschen darstellten.

Um sich auch äußerlich von den normalen Leuten zu unterscheiden, verformten sie schon von klein auf ihre Schädel mit Platten und gaben ihnen eine längliche Form.

Das damit Kopfschmerzen einhergehen ist logisch.

Zur Druckminderung bohrten sie bei einigen Personen Löcher in den Schädel.

Schmerzmittel stellten dabei Cocablätter und andere Substanzen da. Es gibt durchaus Belege, dass einige diese Behandlung überlebten.

Da steht man auch nur sprachlos da.

Sonnentor in der Tiwanaku Ruine.