Von Lamaföten und verrücktem Wetter…

UUUUnd ich bin wieder da !!!

Meine Güte hat das gedauert.

Mehr als einen Monat ist das jetzt her, seit ich mein kuscheliges Heim in Cochabamba verlassen habe um ein bisschen mehr von Bolivien zu erkunden.

Und ich kann sagen, das Land hat es geschafft, meine Erwartungen bei Weitem zu übertreffen.

Ich glaub so viel Diversität an Natur, Klima, Landschaft und Kultur findest du selten in einem Land.

Was das Packen nicht gerade erleichtert hat…

Ich mein, wie kriegst du in einen kleinen Backpackrucksack, der sich durch die Handgepäckskontrolle schmuggeln konnte, Kleidung für Temperaturen zwischen ca.-5C. bis 35C. rein, bei Höhenunterschieden von über 4000 Metern?

Von Andenpullis, Bergwerkslampen und der Unfähigkeit,den Horizont auszumachen bis zu tropischer Schwüle und versteckten Badelagunen ist einem alles begegnet.

Aber ich greife schon wieder viel zu weit vor…

LA PAZ

Begegnung so vieler Welten.

Wusstet ihr, dass Waden Sexy sind?

Wusstet ihr, dass die Tiwanakus vor mehr als 1000 Jahren die ersten Kraneotomien durchgeführt haben?

Wusstet ihr, dass man Kerzen kaufen kann, um jemandem eine Geschlechtskrankheit zu wünschen?

Wusstet ihr, dass Schuhputzer in La Paz unter schwerer Diskrimierung leiden und deshalb Skimasken tragen?

Wusstet ihr, dass die Bolivianer einmal ihren Regierungspalast gestürmt haben und den Präsidenten am Balkon aufgehängt haben?

Das sind ein paar der vielen Informationen, die in den 1 ½ Wochen, die ich in La Paz verbringen durfte, auf mich eingestürmt sind.

Die Stadt hat eine Kulisse wie ich sonst keine kenne.

Eingebettet in einem kleinen Bergkessel schiebt sie sich die Hänge hoch, bis sie auf dem absolut flachen Altiplano in El Alto übergeht.

Wer nachts mit der Roten Seilbahn hochfährt, dem bietet sich eine Kulisse an leuchtenden und blinkenden Lichtern in einer Perspektive, die dir sonst selten geboten wird.

Den eiskalten Wind nicht zu vergessen. Genauso wie das Auto, das seit Jahren zwischen 2 Felsen hängt und den Menschen Rätsel aufgibt wie: „Wurden die Menschen, die dort abgestürzt sind, je geborgen?“

Auf einer Stadtführung wurden wir manchmal leicht überspitzt in einige Besonderheiten der Aymarakultur eingeführt, der vorherrschenden indigenen Gruppe in La Paz.

Die typische Tracht der „Cholitas“ besteht aus einem knöchellangen bunten Rock, aufgebauscht mit Unmengen an Unterröcken, um die Hüften breiter wirken zu lassen, einer Bluse und einem Hut, einem Melonenhut ähnlich.

Wenn ihnen früher ein Mann gefiel, dann schoben sie ihren Rock etwas hoch um ihm Einblick zu geben auf ihre Waden.

Waren diese muskulös, stand das dafür, dass sie starke, durchhaltefähige Frauen sind, die den ganzen Tag die unzählbaren Berge in La Paz erklimmen können und galten damit als attraktiv.

Früher verschmäht und von Diskrimierung geprägt gilt heutzutage die „Cholita Mode“ wieder als sehr angesehen und würdig, sodass du sie an jeder Ecke findest.

Mit Cholita Hut und Andenpulli fühlt man sich gleich viel Bolivianischer 🙂

Der Hexenmarkt, für den La Paz berühmt ist, entpuppte sich eher als ein absoluter Tourihimmel, in dem du Coca heillos überteuert und ansonsten alles in den typischen Andenmustern bekommst.

Wer aber genauer hinschaut findet neben den Lamaföten, die an jedem Stand hängen, noch andere Schätze, die von dem Hexenkult der Anden zeugen. Lamaföten werden hier in der traditionellen Kultur vergraben, wenn du ein Haus bauen willst.
Von Pulvern, die deinen Liebsten an dich binden, Krebs heilen sollen oder dir einfach nur Kraft und Fülle im Leben schenken sollen, über Kerzen, die deine Exfreundin verwünschen sollen oder euch ewiges Glück schenken, lässt sich eigentlich alles finden.

Wie viel davon heutzutage nur für Touris dasteht und wie viel tatsächlich noch von Bolivianern genutzt wird, lässt sich nicht bestimmen.

Man kann sich aber sicher sein, dass der Glaube an übernatürliche Begebenheiten, sowie an die „Paccha Mama“ in La Paz vermutlich noch sehr viel tiefer geht als in manch anderen Regionen.
So konnte ich in der Nähe des Friedhofs mehrfach längere Schlangen vor dem Kabuff des besten Magiers der Stadt bemerken.

Hexenmarkt!!!

Da ich zwischen dem Besuch von Elias, einem Freund aus Deutschland, der auf seiner Backpacktour bei mir vorbeischneite und Weihnachten mit uns verbrachte, und der Ankunft meiner Mitfreiwilligen mehrere Tage in La Paz Zeit hatte, unternahm ich viel mit Pedro, einem Freund aus Cochabamba, der gerade seine Familie in La Paz besuchte.

Diese zeigte mal wieder auf ihre herzliche, offene, schöne Weise, was Gastfreundschaft in Bolivien bedeutet 😀

Sodass ich sie in meiner Zeit in La Paz mehrfach gerne besuchte.

Dass beide Teile der Familie ein Restaurant besitzen, tut dabei natürlich gar nichts zur Sache „husthust“.

Ich werde auf jeden Fall bei ihnen vorbeischauen, wenn ich wieder mal in La Paz bin.

Dorffest in einem kleinen Dorf in der Nähe von La Paz, dem wir durch Zufall beiwohnen durften. Hier zu sehen „Reise nach Jerusalem“

Damit ihr das Wetter in La Paz ein bisschen besser verstehen könnt, oder vermutlich noch mehr verwirrt seid; ein Tag, den wir so erlebt hatten:

Am 6. Januar morgens kamen die anderen in La Paz an (die anderen, das heißt Clara & Rahel, sowie Klara, Angelika und Lina, drei Freiwillige vom BDKJ Würzburg, die in Santa Cruz eingesetzt sind).

Noch geprägt von der kalten Nachtfahrt gehen wir ein paar Stunden später dick eingepackt los, um uns die Stadt und das „Valle de la Luna“ anzuschauen, eine wunderschöne Felslandschaft eine halbe Stunde von La Paz entfernt.

Im „Valle de la Luna“ erreichte uns dann die absolut glühende Mittagshitze mit Sonnenstichgefahr. Wir natürlich alle nicht eingecremt deckten uns mit Tüchern zu, um nicht verbrannt zu werden und haben das Gefühl, urplötzlich in der Sahara zu sein.

Auf dem Rückweg kam es dann zum absoluten Wolkenbruch, sodass wir klatschnass und klamm im Hostel ankamen.

Abends ging es hoch nach El Alto um die Aussicht zu genießen, wo uns gefühlte Minusgrade erwarteten. Alles in allem also sämtliche Jahreszeiten an einem Tag erfahren.
Wozu braucht man da noch Sommer und Winter.

Valle de la Luna mit Musikunterlegung durch einen Panflötespieler 😀

Dass der da auch ja net danebentritt!!

In Tiwanaku , einer prähistorischen Ruine auf über 4000 Metern Höhe findet man die Spuren einer längst vergangenen Kultur, die erst nach ihrem Untergang Platz für die Inkas machte.

Die Herrscherrasse dieser Stadt spalteten sich von dem Rest der Menschen ab, in dem sie sich als Sonnenmenschen darstellten.

Um sich auch äußerlich von den normalen Leuten zu unterscheiden, verformten sie schon von klein auf ihre Schädel mit Platten und gaben ihnen eine längliche Form.

Das damit Kopfschmerzen einhergehen ist logisch.

Zur Druckminderung bohrten sie bei einigen Personen Löcher in den Schädel.

Schmerzmittel stellten dabei Cocablätter und andere Substanzen da. Es gibt durchaus Belege, dass einige diese Behandlung überlebten.

Da steht man auch nur sprachlos da.

Sonnentor in der Tiwanaku Ruine.

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