Potosi und Sucre – von Plata, Tios und Koprolith

Könnt ihr euch vorstellen, dass zu Bolivien, eines der ärmsten Länder Südamerikas, mal die reichste Stadt der Welt gehört hat??

Dass man mit dem Silber, das dort gefunden wurde, eine Brücke nach Europa hätte bilden können?

Dass Münzen, die dort geprägt wurden, auf der ganzen Welt als Zahlungsmittel galten?

Wenn Nein, dann geht es euch genauso wie mir, bevor ich Potosí besuchte…

Potosí, eine der höchstgelegenen Städte der Welt, zählt heutzutage um die 175.000 Einwohner und wird heute wie damals vom „Cerro Rico“ überragt ( der reiche Berg),

in diesem wurde schon zu Zeiten der Inkas Silber gefördert.

Mariengemälde aus Potosi. Die Kegelform verdankt sie dem Cerro Rico sowie ihrer Verschmlezung mit der Patcha Mama.

Die Legende besagt, dass ein Schäfer sein Lama verlor, es an diesem Berg wieder fand zusammen mit dem Silber.

Mittlerweile sind die Silbervorräte im Berg erschöpft. Logisch wenn die den schon seit so langer Zeit durchgraben.

Fast ein Wunder, dass er immer noch in der selben Pracht erstrahlt.

Andere Mineralien werden allerdings immer noch gefördert.

Wenn auch längst nicht so ertragreich wie früher.

Doch die Leute in Potosí haben wenig Ausweichmöglichkeiten eine andere Arbeit zu finden, denn es gibt nicht viele, nicht zuletzt auch deswegen, da trotz der Bitte der Bewohner an den Präsidenten es dort so gut wie keine produzierenden Fabriken gibt.

Eine vorhandene Ausweichmöglichkeiten ist der Tourismus und die damit verbundenen Minentouren.

Die konnten wir natürlich nicht auslassen und sind mit 2 Führern und einer Gruppe Argentinier sowie Spanierinnen hinabgestiegen in eine noch aktive Mine und damit in das Reich des Tios (normalerweise Onkel, Kumpel in diesem Zusammenhang TEUFEL Muhahaha) hinabgestiegen.

Ausgestattet mit Coca und Refresco als Gabe an den Tio sowie an die Minenarbeiter, die uns auf unserem Weg begegnet sind, ging es kreuz und quer, stehend,bückend, kriechend durch die Mine, immer in dem Bewusstsein, wie viel Stein auf uns lastet und wie viele Gänge den Cerro Rico durchziehen, von denen keiner mehr weiß, dass sie existieren, weshalb öfters mal Gänge durchbrechen….

Der Tio ist so etwas wie der Schutzgeist der Arbeiter, im ganzen Berg gibt es Statuen von ihm, an dem sie Gaben spenden und für eine gesunde Heimkehr ans Tageslicht bitten können.

Je nachdem für was du bittest, gießt du den Alkohol als Gabe auf unterschiedliche Stellen des Körpers.

Im Casa de la Moneda wurden vor mehreren Jahrhunderten die ersten Silbermünzen geprägt und erzählt heute von der einst blutigen Geschichte der Förderung und Verwertung des Silbers

Übrigens ist Potosí auch die einzige Stadt der Welt, in der Dynamit frei verkäuflich ist. In der Marktstraße der Minenarbeiter findest du von Dynamit und Zündschnüren über Coca und 96%Alkohol zum konsumieren alles was ein Minenarbeiter begehrt.

Da fällt mir auf, ich habe ja noch gar nicht von den Reiseschwierigkeiten erzählt, die wir zum wiederholten Male hatten. Diesmal wars so :

Du döst in deinem Bus gemütlich vor dich hin und wartest darauf, dass er am Terminal ankommt. Plötzlich bleibt er mitten auf der Straße stehen und die Leute fangen an, mehr oder weniger genervt, ihre Sachen zu packen und auszusteigen.

Du willst natürlich nicht zurückbleiben und erfragst draußen, was los ist.

Bloqueo ist los, das bedeutet, die Straße ist von Bolivianern versperrt, die dort auf ihren Klappstühlen sitzen, Tee trinken und halbherzig Parolen rufen.

Als Aufruf an die Regierung etwas zu ändern, gibt es Bloqueos immer wieder in Bolivien, sie sind für uns schon fast zur Normalität geworden.

In diesem Falle hieß das, dass wir den restlichen Weg in die Stadt reinlaufen mussten ( wir waren zum Glück schon am Stadtrand), während uns die Klappstuhlbolivianer zwar auslachten, aber uns dennoch den schnellsten Weg verrieten. (Bei Klappstuhlbolivianer muss ich immer gleich an „Schuh des Manitu“ denken Hach)

Wir waren aber immer noch besser dran als der Typ, der vor uns eine Matratze durch die Gegend schleppen musste…

Ohne sowas würde es hier ja schon fast langweilig werden…

 

 

SUCRE

 

offizielle Hauptstadt Boliviens, obwohl der Regierungssitz in La Paz liegt, wird auch „la ciudad blanca“ (weiße Stadt) genannt.

Seit wir dort gewesen sind, kann ich diesen Namen absolut nachvollziehen. Gefühlt jedes Gebäude in der Innenstadt ist weiß angepinselt und zu großen Teilen im Kolonialstil erbaut.

Wenn man durch diese Stadt läuft, hat man nicht mehr das Gefühl in Bolivien zu sein, sondern fühlt sich mehr an eine mediterrane Innenstadt erinnert.

Unweit entfernt reist du nicht nur in die Kolonialzeit zurück, sondern gleich noch mal ein paar Millionenjahre mehr in die Zeit, als nicht die Blauwale, sondern die Dinosaurier die größten Tiere der Erde darstellten.

Beziehungsweise, du reist zu ihren Spuren.

Reise in den Himmel

Das Ufer eines ehemaligen Sees, heute in einem Winkel von nahezu 90 Grad zum Erdboden, konservierte über die Jahre und trotz der Plattenverschiebungen, die diesen 90-Grad-Winkel zu Folge haben, mehr als 10 000 Spuren von durstigen Dinos verschiedener Arten.

Wir erfuhren in einer englischsprachigen Tour ( in der Spanischen waren uns zu viele Menschen, die Entscheidung war 70:12) noch einiges mehr über die Entstehung mit Hilfe von Spielzeugdinos.

Außerdem kamen wir danach auf die wichtigen Fragen des Lebens zu sprechen: Wie kackten eigentlich Dinosaurier? Wer mehr darüber erfahren will, hier ein kurzer Wikipedia Eintrag zu versteinerten Exkrementen : https://de.wikipedia.org/wiki/Koprolith

Auf dem Hauptplatz trieben sich, da Ferien waren, immer wahnsinnig viele Schuhputzerkinder rum, sodass sie mich doch einmal durch ihre Hartnäckigeit davon überzeugen konnte, mir die Schuhe von ihnen putzen zu lassen, was in einem sehr witzigen Wettkampf zweier Jungs endete, wer den Schuh mehr zum glänzen brachte 😀

Abends geht es dann mit Musik und einer Breakdancegruppe los, die auch die Kleinsten miteinbezieht.

Ich war gebannt von einem etwa 3 jährigen Kind, das in „coolem Hip Hop Outfit“ die Schritte, die sein Vater im vortanzte erstaunlich gut nachmachte und mit Begeisterung eigene Versuche unternahm.

Dem steht noch Großes bevor…

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